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Bleib wie Du bist

Das neue Jahr 2016 hat gerade begonnen, und ich finde, das ist der ideale Zeitpunkt für meinen Post gegen den Optimierungswahn. Es gibt ja nichts, was man nicht verbessern könnte – jeder kennt vermutlich dieses kleine, fiese Stimmchen im Kopf, welches einem zuflüstert: „Zumindest doch ein klein wenig besser könnte es werden“: Die obligatorischen 5 Kilo sollen runter, besser wären allerdings 8, im Job muß eine Beförderung her oder der ganz neue Job, der Partner wird auf den Prüfstand gestellt oder es wird als Single dringend Zeit für überhaupt ein Partner (jetztgleichsofort!), notfalls herbei gegoogelt oder online bestellt! Mehr Geld, mehr Klamotten, besserer Stil, ganz viel Sport, wieso fährt der Nachbar jetzt das größere neuere Auto und ich nicht, warum mache ich eigentlich nicht den tollen Urlaub oder am besten gleich das Sabbatical auf Goa, was die Kollegin gerade wahr nimmt? Dringend muß auch der Facebookauftritt besser werden, die Freunde sind alle so aktiv, nur ich nicht.

Irgendwie esse ich ja auch völlig verkehrt, nicht nach Paleo, nicht vegan, nicht ohne Butter oder Laktosefrei, vermutlich auch nicht vollwertig. Mindestens aber vegetarisch! Soll ich aber, oder nicht? Ist doch in der heutigen Zeit selbstverständlich, immer das Beste für sich rauszuholen! Höher, schneller, weiter. Gefangen in der Angst, man wäre nicht gut genug, nicht strebsam, nicht fleißig, man „hält nichts durch“.

Was wäre, wenn jemand bemerkt, daß ich zufrieden mit mir bin? Es ist überhaupt nicht „in“, zufrieden und glücklich zu sein mit dem was man hat. Um überhaupt in die Nähe von Glück und Zufriedenheit zu kommen, muß man laut Medien, einer gigantischen Wirtschafts- und Marketingmaschinerie oder auch gerne auf Rat der besten „Freundin“ zumindest zum Yoga (natürlich mit der individuell gestalteten Yogamatte und den passenden Klamotten), zum Persönlichkeits-Coach Deiner Wahl (95 Euro die Stunde) oder ins Kloster zum Schweigeseminar. Wie, wenn nicht so, soll das Glück überhaupt zu Dir kommen? Wenigstens Triathlon muß es sein, damit der „Flow“ bei Dir überhaupt den Hauch einer Chance hat.

Was wäre, wenn jemand bemerkt, das ich nicht jedem Trend hinterher jagen mag, das ich Kuchen mit dem dazu passenden Milchkaffee liebe und Sport nur dann mache, wenn ich Lust dazu habe? Wenn ich lieber auf dem Sofa liege und ein gutes Buch lese, anstelle zu drei Volkshochschulkursen in der Woche zu jagen: 1. Afrikanischer Trommelworkshop 2. Finnisch für Anfänger 3. So gelingt das Fünf-Gänge-Menü mit Anleitung für die stimmungsvolle Tischdekoration. Oder ganz gewagt: Ich liege auf dem Sofa und tue: Nichts. Das ist ganz schlimm, das darf gar keiner wissen. Wir leben in einer Leistungsgesellschaft, und wer da nicht mitmacht, gehört zu den Verlierern, gilt als faul und langweilig.  Flow auf dem Sofa? Das geht ja gar nicht. Also machen wir es heimlich. Die Jogginghose anziehen, die verbotene Sahnetorte auf den Teller (mit echter, fettiger Sahne), einen Kaffee dazu…gemütlich in diesen naßkalten Tagen aufs Sofa, die Lieblingsmusik an… Und dann haben wir ein schlechtes Gewissen. Auch weil wir nur die „Bunte“ angeschaut haben anstelle des gerade aktuell angesagten Bestsellers, bei dem ein Satz über fünf Zeilen geht. Wir wollten doch weniger Zucker und Fett zu uns nehmen, mehr Sport machen, uns schicker kleiden und schon gar nicht müßig auf dem Sofa rum hängen. Genuß ist gestrichen! Wieder keine 20km mit dem Rennrad zurückgelegt – verdammt!

Blubb, da zerplatzt die Seifenblase der Entspannung und Zufriedenheit, gescheitert an den hohen Erwartungen und Zielen, die wir uns gesetzt haben und die wir schon am 3. Januar nicht mehr eingehalten haben. Du fühlst Dich schlecht, Du hast wieder versagt. Wie die vielen Male zuvor auch schon.

Die gute Nachricht ist: Es geht auch anders. Wie denn, werdet Ihr wissen wollen. Ich werde jetzt mal das „Erste-Etage-Links Stoppschild“ hochhalten. Stop. Nicht mehr mit mir. Ich mache da einfach nicht mehr mit. Es reicht mit dem ständigen Selbstoptimieren, dem „Immer-mehr-haben-Wollen“ und dem „Ständig-mehr-Müssen“.

Es ist ganz einfach. Alles kann, nichts muß. Ja, das habt Ihr schon hundertmal gehört und gelesen, wie soll das denn gehen im Alltagswahn bei der dauermedialen Optimierungs-Beschallung? Und überhaupt, was denken denn die Anderen, wenn ich nicht innerhalb von drei Sekunden auf Whatsapp antworte und gleichzeitig den gefrosteten Brombeer-Schoko-Vanille Kuchen für den Kindergarten fertig habe? Außerdem fängt um 19.00 Uhr die Weight Watchers Gruppe an, da will ich Gold-Mitglied werden. Bügeln, Waschen, Putzen, Kochen, Arbeiten, Teenager-Wahnsinn ertragen, Schulbescheinigungen unterschreiben, 3-Euro für die Fischkasse in der Kita, Bastelnachmittag, Vorlesen im Seniorenheim, ach ja, Yoga, Kamasutra und Schönheitssalon, Training im Fitness-Studio, Shoppingwahn und Familienfrust, das Auto streikt und der PC hat einen Virus, die Schwiegermutter mit Demenz oder ein Partner, der einen schon lange nicht mehr wahrnimmt…wie bitte soll ich da nach dem Motto „Alles kann, aber nichts muß“ leben?

Um es mal mit einem geflügeltem Wort zu sagen: „Wir schaffen das.“ Hierfür gebe ich Euch eine kleine „Du darfst“ Liste an die Hand (nicht verwandt mit der gleichnamigen Margarine). Ganz bewußt keine To-do Liste nach dem Motto: Du mußt. Los gehts!

  1. Ich darf essen was ich will
  2. Ich darf analog leben
  3. Ich darf nein sagen
  4. Ich darf mich mögen
  5. Ich darf keine Lust haben
  6. Ich darf träumen
  7. Ich darf anders sein
  8. Ich darf leben wie ich will
  9. Ich darf Fehler machen
  10. Ich darf erfolgreich sein
  11. Ich darf mich selbst verwirklichen

Da sind ein paar tolle Möglichkeiten dabei, wie ich finde. Ein „Ich-kann-doch“ und ein „Ich-muß ja-gar-nicht“ klingt durch, zusammen mit viel positiver Energie und einem befreiten „Es geht auch anders“ Gefühl. Seid Ihr dabei? Dann werde ich in den nächsten Posts mal ins Detail gehen…

Einen entspannten, trägen, wunderbar faulen Sonntag wünscht Euch

Claudia

 

 

 

 

 

 

 

Last Minute Advent

Noch keinen Adventskalender? Und keinen Adventskranz? Keine Lust, im Gartenmarkt vier Kerzen aus 56 Farbtönen auszuwählen, um sie auf eine petrolfarbene Lebensbaumwurst drauf zu friemeln? Das macht gar nichts, denn hier kommen zwei nette Last-Minute-Ideen mit Charme! Gelingen garantiert, sehen gut aus und machen was her. Die Zutaten haben die meisten im Haus, und die Herstellung ist kinderleicht. Diese Ideen sind ebenso für diejenigen geeignet, die keine getrockneten Tannenadelbrösel auf dem Tisch mögen. Damit ist auch gleich der akuten Brandgefahr vorgebeugt, ich weiß gar nicht, wieviel Beinahe-Zimmerbrände ich schon knapp verhindert habe, indem ich die angekokelten Fichten-Zweige im letzten Moment in die Spüle gekippt habe.

Adventskranz Marmeladengläser4Die erste Advent-Variante ist ein S-U-E (schnell und einfach) Adventskranz – oder auch: Eine „Adventsreihe aus Marmeladengläsern“.

Adventsreihe aus Marmeladengläsern

  • 4 Marmeladengläser ausgewaschen
  • 4 Teelichter
  • Deko nach Geschmack

Anleitung:

  1. Gläser in beliebiger Reihenfolge aufstellen, Teelichter reinstellen
  2. Deko beliebig hinzufügen

Bei mir besteht die Deko aus einem Zweig mit roten Früchten, Efeu und einem Brett mit gefädelten Tannenbäumen  – die Anleitung dazu demnächst hier auf dem Blog! Puristen verwenden gar keine Deko und stellen die Gläser so auf. Wer will, nimmt Lametta, Goldsterne und Watte oder versieht die Gläser mit Nummern – brauch ich nicht, ich sehe ja wieviel Teelichter jeweils brennen, aber die Tradition…

Schön wirkt es auch, wenn man Gläser unterschiedlicher Größe verwendet und dazu vier Kerzen nimmt, die immer schon irgendwie übrig waren. Resteverwertung à la Advent!

Adventskranz Marmeladengläser

Übrings habe ich beim Shooting ganz selbstverständlich schon mal alle vier Teelichter angezündet – schließlich will ich ja wissen, wie das Ganze am Ende aussieht. Öhm, nun ja, die meisten Plätzchen esse ich ja auch schon VOR Weihnachten …

Eine süße und schnelle Idee ist der Adventskalender in der Streichholzschachtel – also quasi für die Handtasche. Und der sieht so aus:

Adventskalender Streichholzschachtel

Adventskalender aus der Streichholzschachtel

Man nehme:

  • Streichholzschachteln
  • Schere, Kleber
  • rotes Seidenpapier oder Ähnliches
  • Ausdruck der Zahlen 1-24 (siehe Abbildung), ähnliche gibt’s im Internet
  • Mini-Smarties

Anleitung:

  1. Streichhölzer aus den Schachtel entfernen
  2. Hülle mit rotem Papier bekleben
  3. Label 1-24 auf die Oberseite kleben
  4. 24 Smarties abzählen, in die Schublade füllen, fertig

Den kleinen Adventskalender gab es auf dem Schulbasar meiner jüngsten Tochter  – ich finde die Idee entzückend. In diesem Fall habe ich also fremdbasteln lassen und stelle hier nur die Idee vor. Es passt so schön in die S-U-E Reihe – das kriegen sogar Bastelabstinenzler hin!

Eine schöne, entspannte Adventszeit wünscht Euch

Claudia

Flohmarkt auf dänisch

Einer meiner „Wohlfühlorte“ ist das kleine Städchen Hvide Sande an der Westküste Dänemarks. Auf dem schmalen Streifen zwischen dem Ringkøbingfjord und der Nordsee gelegen, hat es sich vom einstigen Fischerdorf zum netten Ferienort entwickelt. Wer hierher kommt, sucht Erholung am Meer. Promiflair findet man hier vergebens, viele Familien mit Kindern und Hunden sind unterwegs  – und alle haben Platz am Strand, selbst wenn in der Hochsaison im Sommer die meisten Ferienhäuser ausgebucht sind.

Die Nordsee ist rauher und wilder als die Ostsee, es gibt hier keine Wälder oder lauschige, windstille Plätze an einer Steilküste  – nur flaches Land, über das der Wind fegt, Heide und ein paar geduckte, vom Wetter gebeugte Kiefern vor den Dünen auf der Nordsee-Seite. Zum Fjord hin erstrecken sich weite Schilffelder und Wiesen. Auf beiden Seiten stehen Ferienhäuser aller Preiskategorien ganzjährig zum Mieten bereit.

Seit meiner Kindheit bin ich zu Gast in diesem Land, und die Dänen haben sich ihren rauhen Charme, ihre Freundlichkeit und ihr Lachen stets bewahrt.

Dünen Dänemark

Man kann auch mit dem Wohnwagen auf Campingplätzen nächtigen, sowohl Kitesurfer als auch Surfer haben mit dem Ringkøbing Fjord ein Paradies vor dem VW-Bus, und fangfrischen Fisch aller Art bekommt man jeden Tag. Nicht zu vergessen das unvergleichliche dänische Blätterteig-Gebäck, sehr süß und sehr lecker. In der „Slusen“ finden Kunstausstellungen statt, eine kleine Kerzenfabrik lädt zum Kerzenziehen ein – ein besonderer Spaß nicht nur für die Kinder.

Direkt hinter der Røgeri in Hvide Sande findet von April bis Oktober jeden Freitag bis Sonntag ein kleiner Flohmarkt statt. Dieses Jahr war ich zum ersten Mal da und habe allerlei Skuriles, Nützliches, Schönes und Kitschiges entdeckt:

Stuhlgruppe rot

Blaue Kellen und Deckel

Alte Mützen

Fenster + Anker

Rotkäppchen

Kerzenständer Flohmarkt schwarz

Puppen + Telefone

Grüne Glasflaschen

Kristalllampe

Holzspulen

Schaukelpferd und Fenster

Rettungsring

Flohmarkt Geschirr

Faxe Kisten Flohmarkt

Büste mit Uniformkappe

Alter Spiegel und Skier

Anker

Geweihe

Limoflaschen alt

Matchboxautos

Petroleumlampen

Also, wenn da nicht für jeden was dabei war – ich habe mich in einen alten, abgeschrabbelten Anker verliebt, der mußte mit. Wer weiß, wofür ich den noch mal brauche auf dem Balkon! Da steht er nämlich jetzt und erinnert mich an das Meer, den Wind und die Wellen, an salzige Luft und Sand auf der Haut…

Alles Liebe,

Claudia

P.S. Unser VW Bus ist eindeutig zu klein für all die netten Sachen – ein größeres Auto muß her, eindeutig! Hat nicht jemand so einen Kleinlaster für mich…

 

Ich bin Unternehmerin

Heute mache ich mal Eigenwerbung. Ich schreibe über mich und wie es dazu kam, daß ich Unternehmerin wurde  – denn das bin ich seit 12 Tagen. Ich habe ein Unternehmen gegründet, wie das klingt. So nach börsendotiert und groß. Nein, es ist ein kleines Ein-Frau Unternehmen. Eines, welches zwei Geschäftsbereiche in sich vereint. Aber von Anfang an.

Nachdem mein befristeter Arbeitsvertrag von meinem letzten Arbeitgeber nicht verlängert wurde, wie übrings der ebenfalls befristete Vertrag von dem Arbeitgeber davor auch, war ich kurz vor Weihnachten ohne Erwerbstätigkeit – arbeitslos. Arbeitsuchend klingt auch nicht viel besser. Da habe ich immer so ein Bild vor Augen, wie Menschen auf der Straße mit dem Kopf nach unten den Boden nach geeigneten Jobs absuchen. Was ist denn ein geeigneter Job? Man sollte auch meinen, mit meinem Portfolio wäre es nicht so schwierig, einen Job zu finden. Aber wie sich herausstellen sollte, war es das doch.

Mit zwei Kindern im Alter von 10 und 12 Jahren, alleinerziehend, als Frau und dann noch Management-Qualitäten – das beißt sich in der heutigen Jobwelt. In die Realität übertragen sieht das so aus: Zunächst wurde ich gar nicht zu Vorstellungsgesprächen eingeladen. Dann ließ ich auf den Rat einer Headhunterin die Kinder im Lebenslauf weg. Und siehe da, ich wurde eingeladen. Interessant, nicht wahr? Aber auch beschämend – man muß seine Kinder verleugnen, damit man als Kandidatin überhaupt in Frage kommt. Die Gespräche liefen super. Die Jobs bekam jeweils ein anderer.

Ich wurde unsicher, fragte mich, was lief verkehrt? War es wegen mir? Wegen der Kinder? Sind Kompetenz, Kreativität, Motivation, Erfahrung, Wissen, Neugier, Auslandserfahrung, Mehrsprachigkeit, Flexibilität und Führungsqualitäten nicht mehr gefragt? Wenn man mal Faktoren wie den Standort in Nordhessen und den Stellenmarkt als gegeben nimmt, bleiben trotzdem noch freie Stellen übrig, die besetzt werden müssen und die auch besetzt werden – aber nicht mit mir.

Ich schraubte meine Gehaltsvorstellungen herunter, optimierte meine Bewerbung, erweiterte die Kilometer zum Wohnort, schrieb Gesuche, ließ mich coachen, machte eine Fortbildung, coachte mich selbst, nutze Social Media, fragte mich durch den Bekanntenkreis, wärmte Beziehungen auf, bewarb mich auf alles, was nur entfernt mit meinem Arbeitsgebiet zu tun hatte. Ganztags, befristet, halbtags, individuell, genormt, öffentlicher Dienst, privat, als Praktikum, als Schwangerschaftsvertretung…  So nach der 49. Absage war ich dann sehr müde. Und sehr wütend. Denn von einigen Unternehmen kam gar nichts zurück. Keine Absage, keine Zusage, einfach überhaupt keine Nachricht. War ich nicht mal eine Absage wert? Die Absagen, die kamen, waren mit dem üblichen Schreiben versehen. Ich war frustriert und ratlos. Es ist nicht so einfach, wenn man zuhause sitzt mit seinem Wissen und seiner Erfahrung  – die aber offensichtlich keiner will.

Ich hatte natürlich schon gehört, daß die wenigen Frauen, die mit Kindern im Marketing arbeiten, Angst haben um ihre Jobs. Teilzeit? Nicht mal dran denken. Sie hetzen sich ab, reiben sich auf – eine Bekannte hatte aufgegeben. Bei einem Arbeitstag und mit zu 12 Stunden Arbeitszeit und drei Kindern. Andere kriegen erst gar keine Kinder. Oder hatten bereits vor der Geburt der Kinder eine höhere Position, in die sie kurz nach der Geburt Vollzeit wieder einsteigen.

Was wirklich dahinter steckt? Das ist kaum zu erfahren. Ich dachte über mein Alter nach: Kann das sein? Man wird doch tatsächlich als nicht mehr so flexibel und lernwillig eingestuft. Gerne werden Frauen „in meinem Alter“ auch als krankheitsanfälliger und weniger leistungsbereit bewertet. Zu hohe Gehaltsvorstellungen? Möglich. PR und Social Media werden immer noch dem Praktikanten aufs Auge gedrückt. „Das bißchen Facebook kann der doch mitmachen. Überhaupt, braucht unser Unternehmen so was?“

Zudem erhalten die Mädels, die halb so alt sind wie ich, auch nur halb soviel Lohn. Erfahrung und Kompetenz? Nicht so gefragt – hauptsache günstig für den Arbeitgeber. Sehr gerne auch in Kombination mit Befristung. Meine Kinder: Ja, das wird in der Welt der Werbung und im Marketing gar nicht gerne gesehen. Männer und Frauen ohne Kinder werden definitiv bevorzugt bei den Bewerbungsgesprächen. Der Inhaber einer Werbeagentur, bei dem ich mich vorstellte, meinte nur: „Wieso wollen Sie sich denn das antun?“ Ich hatte es gewagt, mich als Projektleiterin zu bewerben. Vielleicht wollte ich mir das antun, um meinen Lebensunterhalt zu bestreiten, Spaß und Erfolg mit meiner Arbeit zu haben und mich kreativ für sein Unternehmen einzusetzen?

Ich arbeite gerne! Zudem habe ich ein Netzwerk, was die Betreuung der Kinder regelt, wenn ich beruflich eingespannt bin. Aber das hat der Werbemensch wohl irgendwie nicht verstanden. Die Stelle, die er zu vergeben hatte, war gerade „schwanger“ geworden… Wir brauchen mehr Unternehmer, die den Mut haben, Mütter einzustellen.

Wieviel Wissen und Kompetenz sitzt ungewollt zuhause in diesem Land, weil es die Wirtschaft, die Politik und die Gesellschaft nicht auf die Reihe kriegen wollen? Wieso eigentlich? Na, es geht doch prima auch so. Und wenn es uns nicht gelingt, den Schalter in den Köpfen der Unternehmer und Politiker umzulegen, welche die Rahmenbedingungen vorgeben, dann wird der Spalt so groß zwischen Armut und Wohlstand, daß wir ihn nicht mehr kitten können. Die Maßnahmen, die bisher getroffen wurden, reichen nicht aus!

Diejenigen, die politisch am Hebel sitzen und Vortöße wagen, schlagen sich regelmäßig am Widerstand der alten Garde die Köpfe blutig. Dazu verdienen Frauen immer noch weniger als Männer für exakt die gleiche Arbeit – meine Miete wird wie selbstverständlich erhöht, die Strompreise steigen, die Lebenshaltungskosten auch…das Lohn-Niveau aber sinkt, es gibt immer weniger Geld für mehr Arbeit, die geleistet werden soll.

Ich habe mal meine beiden Freundinnen in Dänemark zu der Situation befragt. Die waren ganz erstaunt, beide haben jeweils drei Kinder. In Dänemark wird man eher komisch angeschaut, wenn man als Mama nicht arbeitet. In Deutschland muß man sich immer noch dafür verteidigen, wenn man als Mama arbeitet. Freiwillig. Oder weil man sich den Lebensunterhalt verdienen muß und will.

Wäre ich mal Bäcker oder Metzger geworden. Die sind gerade sehr gefragt. Da ich aber besser Brötchen zeichnen als backen kann und der Metzger durch das frühe Aufstehen auch nicht Kinderkompatibel ist, scheidet das jetzt einfach aus.

Was also tun? Es nützt nichts, zu Jammern oder auf die böse Jobwelt zu schimpfen, die einen nicht einstellen will. Zwischenzeitlich hatte ich die „Erste-Etage-Links“ ins Leben gerufen, ein guter Schritt, denn ich mag es nicht, Nichts zu tun. Ich bin immer schon eine Macherin, ich kann schlecht still sitzen. Aufgrund meiner Erfahrung weiß ich: Es geht immer weiter, auch wenn es gerade ganz bescheiden aussieht, und so suchte ich nach Alternativen. Nicht arbeitsuchend, den Kopf runter am Boden, sondern voller Energie, stolz den Kopf hoch: Hier bin ich, ich weiß was ich kann und setze mich dafür ein – ja, und das in meinem Alter! Mein Arbeitsberater schlug mir dann die Selbstständigkeit als Alternative vor. Ich hatte zuvor einen viermonatige Fortbildung in Vollzeit zum Social Media PR Manager gemacht und diese mit der Note 1 abgeschlossen – Balsam für meine verunsicherte Arbeitsseele. Der Bereich hatte mir gefehlt in meinem PR- und Marketing Portfolio, ich war begeistert!

Die Selbstständigkeit war mich nicht fremd, ich hatte im Laufe meines Lebens bereits Unternehmerluft geschnuppert. So begann sich eine neue Perspektive zu entwickeln, mit Elan stürzte ich mich in die Vorbereitungen. Zwei Ideen blieben nach dem Ende der Vorüberlegungen übrig: Ordnungscoaching und Social Media. Da waren meine Talente alle gebündelt gefragt. Und nachdem ich eine Weile Hin und Her überlegt hatte, was soll es denn jetzt werden, meinte meine beste Freundin lapidar: „Mach‘ doch Beides.“

Das war die Geburtsstunde für mein Unternehmen. Es war mein 50. Impuls. Es heißt, man benötigt 50 Impulse, bis man sich an die Veränderung  herantraut, die man mit sich im Kopf herumträgt. So wie es die wunderbare Sabine Asgodom in ihrem Buch „Raus aus der Komfortzone – rein in den Erfolg“ beschreibt. Das Buch kannte ich inzwischen auswendig, unzählige Male hatte ich mich durch die Kapitel gearbeitet und ständig vor mich hingemurmelt „Ja, das will ich auch, genauso ist es“. Ich kann die Lektüre nur empfehlen für alle, die sich mit dem Gedanken tragen, ihr eigenes Business zu gründen.

Mein Unternehmen hat zwei Geschäftsbereiche: Die „Liebe Ordnung“, für die ich meine Dienste als Ordnungscoach und Hilfe beim Struktur-Finden, Aufräumen und Entrümpeln anbiete. Und die „Guten Morgen Media Group“, die sich mit dem Thema Social Media für kleine und mittelständische Unternehmen befasst.

Mal schauen, wie sich die beiden Bereiche entwickeln. Ich bin gespannt und voll motiviert! Wer sich für meine Angebote interessiert oder Fragen dazu hat, kann sich gerne direkt an mich wenden: claudia@erste-etage-links.de.

Ich wünsche Euch einen wunderbaren Dienstag!

Alles Liebe,

Claudia

 

 

 

Finale Grande auf Island

Der letzte Tag von Eva’s Reittour auf Island bricht an…

„Unser längster Reittag ist auch der letzte Tag, den wir auf dem Pferd verbringen werden: Zwischen 40 und 45 km. Es geht nach Hause, wir reiten zurück zu unserer ersten Hütte am Fluss. Gegen 19 h waren wir da. Der Morgen fing mit einem Pferd an, wo ich viel zu viel Spannung aufbrachte und es irgendwie nicht gescheit in den Tölt bringen konnte. Nach der ersten Pause bekam ich Gredi. Sarah hatte gefragt, wie ich klar kam und ich antwortete: “Nicht gut“. Sie vermutete, dass ich vielleicht müde Arme habe und sich dies auf das Pferd überträgt. Kein Wunder nach vier Tagen zu Pferd. So bekam ich Gredi, einen großen schwarzen, sehr lieben Wallach. Der töltete wie von selbst und ich entspannte merklich meine Arme. Später bekam ich Sjomur, den Gescheckten, der am Anfang in der hinteren Gruppe kaum zu halten war. Der war ein richtiges Kaliber, sehr sehr lieb und butterweich. Ich konnte noch mehr loslassen.

Sonntag Traumpferd

Mein Traumpferd und ich, stilecht bestückt mit Norwegerpulli und Helmkamera.

Das Tempo war heute recht hoch und die Arbeit mit der Herde anstrengender, da es nach Hause geht. Die ganze Koordination ist nicht so einfach. Es will alles wohlüberlegt sein, damit die Herde nicht ins Rennen gerät und unkontrollierbar wird. Am Anfang wurde uns gesagt, dass wir nicht in der Herde reiten sollen, da der Kontakt zum eigenen Pferd hier nicht mehr gegeben ist. Sarah und Marike waren immer damit beschäftigt, die Pferde, die nach vorne zwischen uns liefen, wieder abzufangen und nach hinten zu treiben. Sie drängten heute viel mehr nach vorne als in den letzten Tagen. Zwischendurch gab es immer wieder Stops, damit sie fressen konnten.

Mittagessen - lecker Lachs gebraten.

Mittagessen – lecker Lachs gebraten.

DCIM108GOPRO

Der Sandsturm fegte recht heftig über uns hinweg.

Inzwischen wurde es auch ziemlich windig und während eines Stops wurden wir total eingesandet. Als ich hier aufgesattelt hatte, standen wir noch eine ganze Weile, bis alle fertig waren und als ich dann aufstieg war mein rechter Steigbügel nicht da. Also wieder runter vom Pferd. Der Steigbügel hing noch unter dem Sattel, wie peinlich. Ich hatte mich auf meine Mitreiterin verlassen, die beim Aufsatteln auf der anderen Seite gestanden hatte und mir den Gurt rüberreichte. Der Sand kitzelte mich in den Augen und knirschte zwischen den Zähnen. Das sollte auch den ganzen Tag so bleiben. Und trotzdem war der Tag absolut klasse. Gut auch, dass nicht alle Tage so lang waren, denn das hätte ich nicht durch gestanden. Mein Unmut vom gestrigen Tag war heute wie weggeblasen und wich einem großen Glücksgefühl. Ich genoß die letzten Stunden und das Vergnügen, in der Weite zu Pferd unterwegs zu sein.

DCIM108GOPRO

Die letzten Kilometer ging es in flottem Tempo.

Am Abend waren wir alle schwarz im Gesicht. Zu komisch! Wir wuschen uns wieder im kalten Fluss. Das Wasser ist wirklich verflixt kalt. Also länger drin stehen war mir unmöglich. Aber zum Waschen reichte es.

Finale Grande

Finale Grande

Damit war unsere Tour beendet. Ich bin müde, glücklich und erschöpft zugleich. Die Erlebnisse waren einmalig und bin froh, dabei gewesen zu sein.“

Vielen Dank, liebe Eva, für die wunderschönen Fotos und die Eindrücke aus Island! Wer nun auf den Geschmack gekommen ist, findet hier alles zum Thema Island und Reiterreisen: Eldhestar.

Alles Liebe,

Claudia

 

Heidelbeer Schoko Creme

Es gibt noch ein paar frische Beeren in diesen Tagen – ich habe mir vom Markt eine riesen Schale mitgenommen. Davon kann ich gar nicht genug kriegen, und meine Kinder ebensowenig. Kaum war die Schale entdeckt, kam auch schon die Frage: „Mama, erfindest Du wieder was? Was Süßes!“ Sehr präzise, diese Angabe. Also gut, ich erfand schnell etwas, und zwar dieses:

Heidelbeer Glas mit Schüssel

Das Rezept für die Creme findet Ihr hier, ich habe es nur etwas abgewandelt: Unten die frischen Heidelbeeren ins Glas und oben eine satte Schicht Milchschokoladenstreusel – ich konnte gerade noch ein Glas zum Fotografieren retten, so schnell war das Dessert verputzt. Wie immer ein SUE (Schnell Und Einfach) – war dann aber auch SUEG (Schnell Und Einfach Gegessen).

Habt einen schönen Tag!

Alles Liebe,

Claudia

 

Draußen ist Herbst

Soeben habe ich meinen Balkon bepflanzt – war doch eben, oder?

Nö, das ist schon wieder drei Monate her! Und jetzt wird alles schon wieder herbstlich gelb, die Blüten geben ihr Letztes, der Weihrauch rankt schon bis zum Erdgeschoß, und alles bereitet sich auf die kühlere Jahreszeit vor.

Die zarten Anfänge - alle Pflänzchen noch süß und klein, frisch gepflanzt - damals, als wir noch Sommer hatten.

Die zarten Anfänge – alle Pflänzchen noch süß und klein, frisch gepflanzt – damals, als wir noch Sommer hatten.

Ich will aber noch nicht, es sieht doch noch so schön aus! Es gibt Nachbarn, die reißen pünktlich am ersten September die noch blühenden Geranien raus und knallen die Heide rein – „So, getz‘ is‘ Herbst!“. Vorsichtshalber wird auch schon mal das Vogelhäuschen rausgestellt, man weiß ja nie, es könnte auch schon frieren. Mein Nachbar auf der Ersten Etage rechts handhabt das ganz anders: Er läßt das Vogelhaus von den Ausmaßen einer mittelgroßen Gartenhütte einfach das ganze Jahr über stehen – und siehe da, die Vogelschar ignoriert in schöner Regelmäßigkeit meine bescheidene Futterstelle, wenn’s wirklich kalt ist. Kein Wunder, wenn nebenan ein ornithologisches Ganzjahres-Möwenpick geöffnet hat!

Blumenkasten Sommer Windmühle

Ich werde gerne gefragt, nach welchem System ich denn meinen Balkon bepflanze: Ganz einfach: Ich habe kein System!

Das System besteht darin, daß ich im Gartenmarkt alles in meinen Wagen lade, was mir gefällt. Das führt zu regelmäßigen Beinah-Ohnmachtsanfällen von Leuten, die sich auskennen (oder die behaupten, das sie sich auskennen):

„Waaaas, das ist doch eine winterharte Staude, die muß ins Freie und nicht in den Topf!“

„Die schwarzäugige Susanne braucht was zum Klettern, die darf doch nicht hängen!“

“ Das Olivenbäumchen erfriert, die Kräuter darf man nicht zusammen setzen“ (wieso denn nicht, explodiert sonst der Topf?) „und Gurken ranken nicht am Balkongitter!“ Tun sie doch. Also bei meinem Balkongitter.

Dianthes deltoides

Blumenkorb hängend

Balkon Frühsommer

Natürlich habe ich auch Mißerfolge, auch mir gehen Pflanzen ein oder wachsen einfach nicht so toll. Dafür wuchern andere wie blöd und machen das wieder wett. Für mich zählt das Ergebnis und siehe da: Mein Platz im Grünen lädt mich auch jetzt noch ein zu einem Kaffee und einer Rosinenschnecke – warm eingemummelt mit Wollschal und Stulpen!

Frische Kräuter den ganzen Sommer über

Frische Kräuter den ganzen Sommer über

Eben rief übrings meine Mutter an. „Du Schatzi, im Penny hatten sie Heide, also ganz günstig, ich hab gleich ein paar mehr Töpfe gekauft, Du brauchst keine zu kaufen!“ Ach herjee.

Alles Liebe,

Claudia

 

P.S: Aktuelle Fotos vom Balkon gibt es auf instagram – fleißige „Erste-Etage-links“ Leserinnen wissen schon um das Drama mit meiner Kamera – mein Objektiv ist hin. Und das mir als Blogger-Lady!

 

 

 

Von Leuchtbojen und Süßkartoffeln

Eva berichtet heute vom vorletzten Tag ihrer Reittour auf Island.

4. Reittag

„Frühstück war wieder um 8 Uhr, das Abreiten dauerte diesmal etwas länger. Ich bekam Ringur, den schwarz-weiß gescheckten Wallach. Er war eins von den Pferden, das Einem dauernd die Zügel aus der Hand zieht. Ich fragte Nonni, was ich dagegen tun kann. Er meinte, ich solle mit ihm spielen, Zügel annehmen und wieder loslassen, nur mit den Händen,  damit die Arme nicht so angestrengt werden und ermüden.

Das war leichter gesagt als getan, denn meine Arme waren schon müde, wie mir auch gleich darauf bewusst wurde. Der Ritt heut war voller Pausen, wir ritten von der Hütte weg und quasi kreisförmig wieder zurück. Beim nächsten Wechsel bekam ich Növi, einen schwarzen Wallach. Er war ganz ok im Tölt und Trab, angenehm zu reiten, aber nicht der Hit. Ich glaube, meine Lieblingspferde bisher waren Galsi und Blakur. Blakur habe ich am zweiten Tag geritten, er war sehr weich und angenehm vom Charakter. Galsi hatte ich am ersten Tag geritten. Ab „Fellsmuli“ erst Breki, dann Galsi. Galsi ging sehr gut vorwärts, hatte einen toller Tölt, und war hinten gut zu regulieren. Toll, das man so viele verschiedene Isis ausprobieren kann!

Heute machte sich ein wenig Unmut unter den Gästen breit, weil die Tour schon um drei Uhr endete. Ich war eigentlich ganz froh, weil ich total müde war – die Anstrengungen der letzten Tage machten sich bemerkbar. Also legte mich erstmal hin, vielleicht war mir auch deswegen so kalt unterwegs. Ich zog meine Regenklamotten über, die hielten doch etwas die Kälte vom Körper weg. Ausserdem war ich so als Schlussboje gut sichtbar.

Eva, die Leuchtboje

Eva, die Leuchtboje

Heute gab es zum Abendessen Lachs mit sehr sehr leckeren isländischen Kartoffeln. Die schmecken richtig süß. Ich werde mir, glaube ich, ein paar Kartoffeln mit nach Hause nehmen.

Nonni, der Chef, verabschiedete sich heute von uns. Sein Vater feierte 80. Geburtstag, wie er uns mitteilte. Nun führt Maud die Tour weiter. Morgen liegt eine lange Etappe von 40km vor uns, denn wir reiten die gleiche Route flott zurück zu unserer Unterkunft am Fluss. So langsam stellt sich ein Gefühl ein, dass dann auch gut ist, wenn wir wieder da sind. Die Strecke, die wir reiten, gefällt mir nicht so gut. Landmannalaugar wäre interessanter gewesen, aber das ist eben im Moment leider aufgrunde der Schneesituation nicht machbar.

Ich denke immer, man muss die Dinge so nehmen, wie sie kommen. Manchmal hat man ein Pferd, was nicht so toll läuft, damit muss man dann auch umgehen. In unserer Gruppe gibt es jedoch auch einige Leute, die sagen, sie wollen ein anderes Pferd, weil ihres vielleicht nicht töltet oder unbequem ist oder was auch immer. Das finde ich teilweise übertrieben. Wenn das jeder machen würde, wären wir nur am Pferde tauschen und unsere Vorreiter wären irgendwann auch genervt.

Ich staune immer wieder, wie gelassen unsere Gastgeber sind. Keine Hektik, keine Unruhe oder Hast im Umgang mit den Pferden. Ich fand es heute auch spannend, wie die Pferde innerhalb der freilaufenden Herde während der Etappe kommunizieren: Da findet stets Bewegung statt. Besonders süß fand ich, dass sie sich zwischendurch einfach hinlegen und wälzen und man lässt sie auch und scheucht sie nicht weiter. Bei uns zuhause wäre das undenkbar! Am Abend sind wir zu einem Kraftwerk hochgelaufen, das in der Nähe steht. Wieder mal bot sich eine grandiose Aussicht!

Der Blick vom Kraftwerk aus über die Weiten Island - immer wieder ist das Licht und die Stimmung so unterschiedlich.

Der Blick vom Kraftwerk aus über die Weiten Islands – immer wieder ist das Licht und die Stimmung so unterschiedlich.

Heute Abend regnet es erneut, gestern Abend auch schon. Wir haben ein Riesenglück mit dem Wetter. Tagsüber, wenn wir unterwegs sind, regnet es nicht, dafür am Abend. Zudem war es heute bewölkt, später diesig, aber immer trocken. Und das soll morgen auch so bleiben.“

Es bleibt noch ein letzter Tag, über den Eva berichten wird, bevor es wieder nach Deutschland geht. Dankeschön Eva für die wunderbaren Fotos und Deine Eindrücke!

Alles Liebe,

Claudia

 

Herbstnoten

Im Moment habe ich das Gefühl, die Zeit rast dahin. Eben war doch noch Frühlingsanfang! Schon war der Sommer da und irgendwie auch ganz schnell wieder rum, und jetzt riecht die Luft nach Herbst – frisch und klar. Sehr wohltuend nach der Hitze, wie ich finde. Überhaupt bin ich ich ein Herbsttyp, ich liebe den Herbst: Das warme Licht, die Natur verändert sich, es duftet im Wald nach Pilzen und nach Regen, Pflaumenkuchen mit Sahne und Tee mit Rum…

Sehr lecker!

Bei mir steht immer die Saison auf dem Tisch - jetzt ist es Spätsommer und schon ein wenig Herbst.

Bei mir steht immer die Saison auf dem Tisch – jetzt ist es Spätsommer und schon ein wenig Herbst.

Flugs müssen bei mir dann die Sommersachen raus und die herbstliche Stimmung rein! Meine Kissen auf dem Sofa bekommen ihre Herbstbezüge mit Fellimitat, Filz und Hirschmotiv. Dazu kommt die kuschelige Decke für’s Sofa – meine Schaffelle dürfen das ganze Jahr bleiben.

Für die Tischdeko hat mir eines meiner Kinder ein paar Äpfel geklaut (ich schwöre, nicht in meinem Auftrag!). Sie sehen sehr hübsch aus mit roten Backen und in verschiedenen Größen, geschmacklich leider sehr sauer – aber sie müssen ja auch nur gut aussehen. Dazu einige Hölzer zusammengebunden, kombiniert mit zwei Kerzenleuchtern, die dicke Kerzen in anthrazit tragen.

Livingroom Herbst 15-2

Ich liebe die abgeschrabbelte Optik bei Holz.

Nur im Herbst blühen bei uns diese kleinen wilden Orchideen in pink – sie schlängeln sich um Brombeerbüsche und quer durch die Wiesen, an Disteln entlang und an anderen, großen Pflanzen empor. Wenn die Sonne dann darauf scheint, stechen sie mit ihrem Pink aus der herbstlichen Farbpalette hervor. Ich muß immer welche mitnehmen, wenn ich mit dem Hund vorbeilaufe.

Blick auf das Wohn- und Esszimmer in der Ersten Etage links.

Blick auf das Wohn- und Esszimmer in der Ersten Etage links.

Oben mal ein kleiner Einblick in die Räume der Ersten Etage links, übrings mit nagelneuen Leuchten vom schwedischen Lieblingshaus – endlich Licht am Tisch. Vorher stand der Tisch noch woanders, und da hing entsprechend die Lampe ordnungsgemäß über dem Tisch. Und da hing sie bis vor Kurzem noch – der Tisch stand schon geraumer Zeit an seinem neuen Platz.

Der Teilzeithund hatte also abends immer die volle Beleuchtung, während wir immer bei fast völliger Dunkelheit zu Abend gegessen haben – leider konnte man nicht so richtig sehen, was es gab, es war ja so dunkel – aber die Runde hat immer fröhlich gemutmaßt: „Ach, das sind Bratkartoffel?“- „Nein, das sind Kartoffelpuffer von gestern!“ – Oh, und das ist Salat?“ – „Ähm, das ist die Tischdeko“…

Na, wir haben’s ja überlebt. Um so überraschender die Helligkeit, die uns jetzt bei Anschalten des Lichtes ereilt: Man kann das gesamte Zeitungsdruckbild erkennen, nicht nur die Headline! Warum haben wir die Lampen nicht viel eher umgehängt?

Livingroom Herbst15-6

Auch gut zu erkennen ist meine Vorliebe für Farbe. Ich mag es nicht reduziert in schwarz-weiß, das ist mir zu langweilig. Obschon ich weiße Wände bevorzuge, denn die sind wie eine Leinwand, ich kann sie je nach Lust und Laune gestalten. Und wenn mir nach Farbe ist, dann gehe ich stets der Nase nach. Ähm. Dem Auge nach, wollte ich sagen. Zudem male ich gerne, und da kann man sich nun wirklich austoben.

Wobei, Schwarz-weiß Fotografien haben ihren Reiz, und die hängen bei mir auch an der Wand. Gerne kombiniert mit anderen, schönen Drucken, Kalendern, Zeitungsschnipseln und Fotos. Was mich inspiriert, kommt an die Wand.

Die neuen Leuchten in voller Schönheit

Die neuen Leuchten in voller Schönheit.

Der Tisch ist auch von IKEA, die Stühle sind meine Leidenschaft. Meine Familie kann da ein Lied von singen aus leidvoller Erfahrung und aus unzähligen Vollbremsungen an diversen Sperrmüllstellen (daaaaaaaaaa steht ein toller Stuhl!!!). Aber dafür haben wir die volle Auswahl! Ich glaube, ich habe nicht einen neuen Stuhl gekauft. Ach doch, zwei Küchenstühle – aber nur als Ersatz, weil die sechs anderen Stühle im Keller noch aufgearbeitet werden müssen.

Das ist auch der Grund, warum mein Keller relativ voll ist – aber Platz für einen Stuhl ist immer noch. Oder auch zwei… Man kriegt ja auch mal Gäste! Und die müssen schließlich irgendwo sitzen.

Ich sitze übrings gerade auf meinem „Prinzessinenbürostuhl“ (mit roter Samtsitzfläche), der ungefähr 1000 Kilometer auf dem Buckel hat – er stammt von einem Flohmarkt aus Polen.

Gibt es jemanden unter Euch, der auch Stühle sammelt? Oder bin ich da alleine auf weiter Flur…

Alles (Stühle-)Liebe,

Claudia

Soli, die Nähmaschine

Durch die Sommerpause war die Reise von Eva nach Island noch gar nicht zu Ende erzählt. Ich möchte Euch die letzten Tage und die herrlichen Fotos nicht vorenthalten. Kommt mit nach Island!

Freitag 26.06.15, dritter Reittag

„Ich war seit 4h morgens wach, wälzte mich viel herum.

Als ich dann aufstand, war ich leicht benebelt im Kopf, was sich aber bald gab. Um acht war Frühstück angesetzt, aber als wir um acht an den Tisch kamen, waren alle schon so gut wie fertig. Und dieses Gefühl von Hektik setzte sich dann auch fort, bis wir alle auf unseren Pferden saßen. Ich weiß gar nicht, warum das heute Morgen so war. Dumm war auch, dass ich zwei Tassen Kaffee getrunken hatte, das erwies sich als nicht ganz so schlau, denn ich musste nach dem Abritt auch schon bald Pipi. Es ist überhaupt immer gut, auf so einer Tour prophylaktisch Pipi zu machen, obwohl ich sagen muss, dass doch oft angehalten wurde.

Freitag vormittag ,ich reite mit Nonni direkt hinter der erde

Nonni hat ein Auge auf die Herde.

Meine Bedenken waren ja, dass die Herde so vorwärts treibt, was aber gar nicht der Fall ist. Vorne reitet eine Gruppe und hinten eine und die Herde wird sehr gut gesteuert. Ich bin überrascht, wie gut es funktioniert. Ich bekam zuerst das Pferd mit der hellen Schnuppe am Maul, Christina sagte er töltet sehr schön, aber ich kam mit diesem Pferd nicht überein. Vielleicht lag es am Tempo vorne, ich ritt vor der Herde. Es war ein Wechsel zwischen Schritt, Trab und Tölt und ich empfand es irgendwann als anstrengend, denn ich bekam das Pferd nicht dauerhaft in den Tölt. Vielleicht ist meine Erwartung aber auch zu hoch. Die Pferde laufen nicht automatisch nur im Tölt. Das was ich am Nachmittag hatte, Soli, trabte dann nur. Es war mir unmöglich, dieses Pferd in den Tölt zu bekommen, auch Galopp ging nicht. Aber ich gewöhnte mich daran, es war nicht so hoppelig. Wenn wir schneller trabten, trabte Soli wie eine Nähmaschine, unglaublich schnell. So unterschiedlich die Pferde auch sind, ich mochte bisher alle, sie sind alle sehr lieb und umgänglich, keine Macken. Wir ritten durch karge Lavalandschaft. Bevor wir an unserer Hütte ankamen, machten wir nochmal einen langen Stop. Soli frass erst und dann döste er vor sich hin.

Kurz nach der Ankunft ging ich ans Wasser, um mich etwas zu waschen. Man kann sich daran gewöhnen, sich mit kaltem Wasser zu waschen. Es ist ein ganz anderes Gefühl, erfrischend und wohlig. Dort saß ich noch eine Weile, gönnte mir eine Dose isländisches Bier und beobachtete 2 Schwäne. Das Abendessen war wieder total lecker. Lammkotelett gegrillt mit Kartoffeln und Bohnen mit Speck.

Lecker Lamm mit grünen Bohnen und Speck.

Lecker Lamm mit grünen Bohnen und Speck.

Also Stefan kocht wirklich sehr, sehr lecker. Nach dem Essen wurde gesungen, Nonni saß neben mir und hängte sich da richtig rein. Es wurden isländische, dänische, schwedische, englische und deutsche Lieder gesungen.

Heute hatten wir Doppelzimmer. In unserem Zimmer lagen noch Matratzen, und so legte ich zwei übereinander, was sich als ganz gut erwies. Trotzdem schlafe ich nie durch, ich bin abends müde in den Augen.Wenn ich dann morgens aufwache, bekomme ich die Augen kaum auf. Kommt wahrscheinlich von dem Wind. Kalt duschen hilft da prima! Gestern Abend regnete es das erste mal ein bisschen, aber heute Morgen ist es wieder trocken, wir haben unwahrscheinliches Glück. Leider, leider reiten wir nicht nach Landmannalaugar, dort liegt immer noch zu viel Schnee! Ich habe auch viel zu viel Klamotten eingepackt. Man braucht nur ein Merinoshirt, ich habe darüber meine Gore Windstopper Jacke, hat sich als genau richtig erwiesen und darüber meine isländische Strickjacke, die ich mir in Reykjavik spontan gekauft habe. Abends zieht man eine bequeme Hose an und eine Fleecejacke. Ein paar Merinosocken reichen völlig aus. Eine Mütze unterm Helm und ein „Buff“ Halstuch sind sehr wichtig und Handschuhe natürlich. Wir bleiben zum Glück noch eine Nacht hier, so brauchen wir nicht schon wieder zu packen, finde ich sehr gut!“

Eva